A.4.1 Gestalttherapeuten, -innen und IT-Therapeuten, -innen von EAG / FPI

Das Lesen der Gesamtstudie sei aber auch den Praktikern empfohlen, die

  • vom Forschungsgewinn der Studie profitieren und
  • sich differenzierter mit dem Evolutions- und Devolutionsbegriff (Petzold) und seinen spirituell-politischen, -kosmischen bzw. mit seinen wissenschafts- und ideologiegeschichtlichen Implikationen auseinandersetzen wollen.

Auf dieser Basis können die IT-Therapeuten den Evolutions- und Devolutionsbegriff in H. Petzolds Ansatz von den sozialdarwinistischen Evolutionskontexten ideologiekritisch abgrenzen. Dies und der gesamte Studienertrag eröffnet seinem wissenschaftlichen Transversalitätskonzept (Polyloge, 03 / 2002) eine "zeitgeschichtliche Längsachse" bzw. zeitgeschichtliche Hintergrunds- und Tiefungsperspektive.

Diese Lesergruppe erfährt, welche Lücken in der Psychotherapieforschung diese Introjektstudie schließt und wie dies auch die IT- und die Gestalttherapieforschung und -Praxis bereichern kann. Diese kann erfahren, wie der hier erarbeitete Forschungsanschluss an Habermas, Fromm, Eckstaedt, Klönne etc. den an Ferenczi und Perls (allo- und autoplastische Abwehr) ergänzt.
Hierfür wäre - auf der Erörterungsgrundlage der Strukturanalyse - Fromms Symbiose- und Eckstaedts Objektbegriff im Wahrnehmungsbezug auf Tradierungsformen regressiv narzisstischer Abwehrformen im Mehrgenerationenfeld für einen zeitgeschichtskritischen Arbeitsansatz in der IT zu überdenken.

Weiter erschließen sich diesen Lesern alle studienspezifisch relevanten Erkenntnisse über all jene evolutionär-psychologischen Feldprojektkontexte, in denen ab den 90er Jahren forciert versucht wurde, die Gestalttherapie zu vereinnahmen und die professionellen Abgrenzungsmöglichkeiten hierzu.
Wäre die Vereinnahmung geglückt, hätte das ihre emanzipative Impulskraft ausgelöscht und ihren Ansatz ad Absurdum geführt (B 2, III. 1.a, 2.a - c). Der letzte Versuch hierzu wurde 2006 auf der Fulda-Hohenroda-Tagung "Aggression, Selbstbehauptung, Zivilcourage" unternommen und durch Wheelers Eingangsvortrag, durch eingestreute Rütte-Angebote und durch Salmans Abschlussvortrag gestartet, wobei letzterer zu einer "Neuen Gestalttherapie" aufrief.
Sie erfahren, dass dies einer evolutionär-typologischen Nutz-, Wende- und Umdeutungsstrategie entspricht, die auch schon gegenüber Behaviorismus und Psychoanalyse angewendet wurde (B 2, VI. 2; B 1, I. 2.a).
Sie werden auch Hinweise - z. B. im Zusammenhang mit der retroflexiven und konfluenten Abwehr - finden, in denen diese Umdeutung sogar von einzelnen Gestalttherapeuten vorangetrieben wurde (Band 3, VI. 2.d), wobei dann aus neurotischen Abwehrformen gegenüber Kontakt, Begegnung und Verantwortungsübernahme evolutionär-psychologische "Ressourcen" und "Kontaktfunktionen" wurden.

Den hier aufmerksam werdenden Lesern, Leserinnen wird insbesondere der zweite Band, Kapitel III. 1., 2.a, b und der dritte Band, Kapitel V. 1.c, 2.b, VI. 2.d der Studie empfohlen. Sie können hier die emanzipative Tradition ihrer Psychotherapierichtung zeitgeschichtlich und wissenschaftstheoretisch nachvollziehen und mehr über das in die Gestalttherapie eingehende, gesellschaftskritische Potenzial von Perls frühen Ansatz einer strukturellen und antithetisch differenzierenden Feldpsychologie erfahren. Diese Auswahl erschließt ihnen auch den im dritten Band erarbeiteten Ansatz einer zeitgeschichtsbezogenen, gestalttherapeutischen Erforschung der Tradierung von strukturell-faschistischen und evolutionär-spirituellen Introjekten im Drei-Generationen-Feld.

Das Potenzial dieses Ansatzes wird sich den interessierten Gestalttherapeuten und Gestalttherapeutinnen darüber zeigen,

  1. dass hier der spirituelle Bereich im Psychotherapiekontext gewürdigt und ethisch normativ und kurativ geankert bleibt;
  2. dass das theoretische und praxeologische Potenzial von zeitgeschichtlich reflektierender Gestalttherapie und Psychoanalyse genauso einfließt wie das der hier entwickelten strukturell- phänomenologischen und strukturanalytischen Psychologie mit ihren vier grundbestandsorientierten und ihrer sozialisationshistorischen und entwicklungspsychologischen Strukturperspektive;
  3. dass hierzu die Ergebnisse soziologischer, politologischer, sozialpsychologischer, geschichts- und religionswissenschaftlicher Studien über einen klar definierten, wissenschaftlichen Forschungsanschluss einbezogen werden können (wissenschaftlich themenzentrierter Overcross).