A.9.2 Erfahrungsberichte

In den folgenden zwei Beiträgen beschreiben die beiden PAKH-Mitglieder Peter Pogany-Wnendt und Erda Siebert, welche Gefühlserbschaften ihnen einst - als Nachkommen von Überlebenden und von NS-Tätern - den Kontakt zueinander erschwert haben. Sie schildern, wie sie sich den damit verbundenen inneren und äußeren Prozessen stellen konnten und welche Schritte und Hilfen sie darin unterstützt haben, diese Prozesse tiefer zu verstehen und in ein konstruktives Miteinander zu kommen. Dass dies den beiden gelungen ist, schenkt uns Mut und Zuversicht, diese Schritte selbst zu wagen:

Von den zerbrochenen menschlichen Bindungen zum mitfühlenden Dialog. Die generationenübergreifende Wiederherstellung zerstörter zwischenmenschlicher Verbundenheit. 
Dieser Beitrag von Peter Pogany-Wnendt lässt uns nicht nur nachfühlen, wie sich der Autor für die aus dem Erlittenen zeitlebens fortwirkenden Gefühle seiner Eltern zuständig fühlte, sondern auch, wie deren nicht gelebte Wut-, Hass- und Rachegefühle seine Gefühlsreaktionen auf eine Täter-Nachfahrin im PAKH so dominierten, dass sie den Kontakt zu ihr immer wieder verhinderten. Er erzählt uns, wie sehr ihm die Entdeckung, dass alle diese Gefühle ins Leben seiner Eltern gehörten, dabei half, sich für sein eigenes Leben, seine eigenen Gefühle zu öffnen, wie er die bisherigen Kontaktblockaden allmählich überwand und wie mit dem Zuhören, Nachfühlen des Leids auch auf Seiten der Nachfahren der einstigen NS-Täter mit der Zeit Raum für Mitgefühl auch für sie und zuletzt sogar ein kooperatives Miteinander mit ihnen entstehen konnten.

Die Wiederaneignung des Selbst jenseits tradierter Schuld 
Dieser Beitrag von Erda Siebert (2020) wurde dankenswerterweise ebenfalls dem Curriculum zur Verfügung gestellt. So können wir nun auf beide Seiten des Erlebens blicken und nachvollziehen, wie heftig sich die transgenerationellen Altlasten aus NS und Shoa im Kontakt mit der jeweils anderen Seite auswirken können. Erda Sieberts Beitrag zeigt uns, wie schwer es ist, sich aus der von der Elterngeneration unbewusst übernommenen Schuld zu lösen, und wie hilfreich sich hierfür ein mit Problemkenntnis ausgestatteter Gruppenprozess und hier insbesondere die Erfahrung der Empathie auswirken können.