A.6.1 Einleitung

Dieser Teil des D-A-CH-Webseiten-Curriculums will all die Theorie-Bausteine sammeln und an einer Stelle zugänglich machen, die für die Wahrnehmung und Bearbeitung der transgenerationellen Folgen des in den Familien stattfindenden Weiterwirkens von NS, Shoa, Krieg, Ausmerze, Verfolgung in der Gestalttherapie notwendig sind.

Diese Theorie-Bausteine sollen eine Integration dieser Thematik in die GT-Entwicklung ermöglichen und den Prozess hierzu auf eine solide theoretisch-konzeptionelle Basis stellen. Einige Vorarbeiten hierfür haben Laura und Fritz Perls schon in ihrem ersten Gestalttherapie-Entwurf geleistet, - damals noch als Lehrende und Gründer eines Psychoanalyse-Instituts im südafrikanischen Exil.

An diesen GT-Basics können wir im interdisziplinär strukturell-phänomenologischen und phänomenologisch emotionstheoretischen Forschungsanschluss anknüpfen. Die Arbeit daran ist nicht nur sinnvoll, um die bis heute im institutionellen Aus- und Fortbildungsbereich fortbestehenden Wahrnehmungs-, Theoriebildungs- und konzeptionellen Bearbeitungslücken mit der Zeit schließen und den Kindern, Enkeln, Urenkeln auf Überlebenden- und auf (Mit-)Täter-Seite in der GT eine ausgereifte Arbeit anbieten zu können.

Dieser Arbeitsprozess wird mit seinen Ergebnissen auch die gestalttherapeutische Arbeit mit kriegstraumatisierten Flüchtenden und politisch Verfolgten aus totalitären Staaten in einen mehrperspektivischen Rahmen stellen lassen und ihre Nachkommen bei der Verarbeitung ihrer Spurensuche bzw. Rekonstruktionsarbeit am fragmentierten Familien-Gedächtnis unterstützen. Denn auch ihre postmigrantische Gesellschafts- und Familienerfahrung teilt oftmals den gleichen NS-Hintergrund (erlitten in Russland, Ungarn, Polen, Ukraine, der Tschechoslowakei etc.).