C.3 Gesellschaftspolitische Sachbuch-Zugänge – eine kleine Auswahl

Autoritäre Dynamiken. Alte Ressentiments - neue Radikalität In dieser Leipziger Autoritarismus-Studie von Oliver Decker, Elmar Brähler (Hrsg. 2020) wird nicht nur die Expansion rechter Denkmuster untersucht, sondern auch welche Rolle die Polarisierungsentwicklung in unserer Gesellschaft für das Wiedererstarken der Rechten spielt und wie hierzu auch an Irrationalismustrends wie Antisemitismus, Esoterik, Verschwörungsmythen, Antifeminismus etc. angedockt wird.

Massenpsychologie und Faschismus. Der Originaltext von 1933 von Wilhelm Reich (A. Peglau (Hrsg., 2020; Psychosozial); Dies ist ein Zeitzeugenbericht zur NS-Machtetablierung, der zugleich die psychosozialen Hintergründe des deutschen und internationalen Faschismus beleuchtet. Im Anhang recherchiert A. Peglau den biografisch-zeitgeschichtlichen Kontext zu dieser von W. Reich im dänischen Exil verfassten Schrift. Reich legte neben O. Gross, E. Fromm und Th. W. Adorno u.a. (1968; Der autoritäre Charakter; ISS Frankfurt) nicht nur den Grundstein zur Autoritarismusforschung sondern auch zur Gestalttherapie und zu anderen leiborientierten Psychotherapieverfahren.

Hingeschaut und Weggesehen. Hitler und sein Volk von Robert Gellately (2002) DVA

Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen: Die Rache der Juden, das Versagen der deutschen Justiz nach 1945 und das Märchen deutsch-jüdischer Versöhnung von Achim Doerfer(2021). Dieses Buch recherchiert akribisch das, was im Erinnern meist „hinten runter fällt“: den jüdischen Widerstand. Der Autor leistet mit dieser Arbeit einen „schmerzhaften und umso notwendigeren Beitrag zur Debatte um deutsche Erinnerungskultur".

Aktion T4 Die »Euthanasie«-Verbrechen im Nationalsozialismus 1933 bis 1945 von Dr. Ingo Loose.
300 000 Menschen galten wegen ihrer Behinderung oder psychischen Erkrankung als „lebensunwert“ und wurden in Kranken- und Pflegeanstalten ermordet

Unbewusste Erbschaften des Nationalsozialismus. Psychoanalytische, sozialpsychologische und historische Studien von Jan Lohl, Angela Moré (Hrsg. Psychosozial-Verlag, 2014 – ein Sammelband

Gefühlserbschaft und Rechtsextremismus. Eine sozialpsychologische Studie zur Generationengeschichte des Nationalsozialismus von Jan Lohl (2010), Psychosozial-Verlag

Die Generationen danach. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit - Vortrag von Margit Reiter (2006) zu ihrem gleichnamigen Buch; Sie thematisiert wie oft „Familiengedächtnis“ und „kollektives Gedächtnis“ in Widerspruch zu einander stehen, wenn auf Täter-/ Mitläuferseite über NS, Shoa, Verfolgung, Krieg in den Familien geredet wird - in Deutschland wie in Österreich. Sie zeigt auf, wie dabei über „Leerstellen“ und „Selbstentlastungsnarrative“ politisch relevante Legendenbildungen entstehen – und zwar bei außer- wie bei innerfamiliären „Gedächtnisträgern“. In ihrem gleichnamigen Buch (2006, Studienverlag/ verkürzte Diss.arbeit) veranschaulicht sie dies über Interview-Beispiele.

Fünf Jahre Tamach 1998- 2003 In diesem Bericht der bis 2014 bestehenden Psychosozialen Beratungsstelle für Holocaust-Überlebende und ihre Angehörigen in der Schweiz wird auch auf die Child-Survivors eingegangen und die häufig gestellte Frage beantwortet, ob es überhaupt Holocaust-Überlebende in der Schweiz gibt.

Literatur zum Schweizer Umgang mit dem NS

Die Last der Vergangenheit: Auswirkungen nationalsozialistischer Verfolgung auf deutsche Sinti von Heike Krokowski (2001, Campus). In ihren lebensgeschichtlichen Interviews mit Roma- und Sinti-Überlebenden von Ausschwitz-Birkenau und ihren Nachfahren wird deutlich, wie sich Verfolgung, KZ und Zwangssterilisierung auf deren Selbstverständnis und Familienleben aus(ge)wirkt (hat). Weitere Literatur sowie Infos zu den sog. „Rassenhygiene“-Maßnahmen

Die Zweite Schuld: Oder von der Last ein Deutscher zu sein von Ralph Giordano (2000), Kiepenheuer & Witsch