Kontakt zur D-A-CH-Pionier/-Forschungsgruppe

zum Themenfeld
Die Folgen von NS, Shoa, Krieg, Vertreibung/Flucht - und deren Weiterwirken in den nachfolgenden Generationen auf Überlebenden- und auf (Mit-)Täter-/ Mitläufer-Seite – insbesondere in den Familien, in denen beide Seiten aufeinanderstießen und miteinander auskommen mussten.

Obwohl nicht wenige Menschen beide Seiten in ihrer Familie haben, ist der Forschungsstand hierzu mehr als bescheiden. In diesen Familien überlagern und vermengen sich im transgenerationellen Weiterwirken die Folgen von NS, Verfolgung, Shoa, Krieg, Flucht auf Täter-/ Mitläuferseite und auf Überlebenden-Seite, wobei noch eine dritte Überlagerungs- und Weiterwirkschicht hinzukommt. Diese beruht darauf, dass wegen vollzogener Assimilierung gar keine jüdische Identität mehr in der Generationenfolge vorhanden war und die authentisch erlebte Identität durch die NS-Gesetze jäh außer Kraft gesetzt worden war, was Verwirrung, Angst, Spaltung, Sich-Verbergen bzw. -Unsichtbar-Machen etc. auslöste. Diese dritte Schicht zeigt nochmals ganz eigene Folgen und Weiterwirkphänomene.

Sich auf diesen drei Ebenen auszukennen und ihr komplexes Ineinanderwirken mit-sehen zu lernen, hilft ganz entscheidend, hartnäckige Probleme neu zuordnen und nach und nach über entsprechende Auseinandersetzungsprozesse abschwächen oder gar auflösen zu können.

Die zu diesem Thema länderübergreifend zusammenkommende Pioniergruppe versucht, die für diese Familien so typische Komplexität der Weiterwirk-Phänomene und Probleme anhand der Erforschung ihrer Entstehungshintergründe in den eigenen Familien persönlich zu erfassen, sie in ihrem Weiterwirken tiefergehend zu verstehen und die Essenz dieser Erkenntnisse für die Gestalttherapie zu versprachlichen, wofür der Erkenntnisertrag aus der Fachliteratur entsprechend mit einfließt.
 

KONTAKT

Österreich: nina.diesenberger(at)aon.at

Deutschland: k.daecke(at)daeku.de

Schweiz: beate.willauer(at)gestaltpraxis.ch
 

Wer an einer Zoom-Austauschgruppe zur eigenen Familienreflexion teilnehmen möchte oder

Wer sich an dieser Forschung beteiligen will und z.B. 

  • sich selbst bezüglich bestimmter Vertiefungsthemen befragen lassen möchte

  • Interesse an einer Austauschgruppe hat

  • Fragebögen zu bestimmten Weiterwirkphänomenen ausfüllen möchte etc.

schreibe bitte an eine der drei genannten Mail-Adressen

 

In dieser forschungsorientierten D-A-CH-Pioniergruppe geht es uns darum

  • das gesamte transgenerationelle Themenfeld in die Lehre, Fort- und Ausbildung zu tragen und hierzu Veranstaltungen und andere Weiterbildungsmöglichkeiten anzubieten; siehe hierzu auch die vielen Beiträge in diesem Curriculum zum Selbststudium und als Workshop- und Seminar-Fundus 
  • die bestehende Literatur auf der Grundlage der eigenen Familienerfahrungen und -recherchen zu sichten und die uns auffallenden und phänomenologisch bedeutsamen Strukturtypologien des transgenerationellen Weiterwirkens von NS, Shoa, Verfolgung, „Ausmerze“-Politik (Krankenmorde etc.) und Krieg für die GT und ihre Theorie- und konzeptionelle Praxeologie-Entwicklung zu erfassen, was auch bedeutet 
  • diese Erkenntnisse nach und nach für ihre Integration auf der Grundlage der Theoriebildungstradition in der Gestalttherapie sowie im Blick auf unsere GT-Basics zu erörtern und mit der Zeit auch die Ergebnisse unserer Diskussionen über Beiträge oder Workshops praxis- und theoriebasiert weiter zu vermitteln.

Hierbei interessieren uns besonders die Weiterwirkphänomene in Familien, in denen beide Seiten zusammenstießen: die Täter-/ Mitläufer und die Überlebenden mit jüdischen Wurzeln oder mit NS-Zuschreibungen, die als Juden verfolgt und in KZs oder Arbeitslager verschleppt wurden, ohne dass sie selbst eine jüdische Identität entwickelt oder gemäß jüdischer Glaubenskultur zusammengelebt hätten. 

Die Folgen und Weiterwirkphänomene müssen besser erforscht und die Kenntnislage erweitert werden. So hängt z.B. die Möglichkeit, die Weiterwirkphänomene wahrnehmen zu können, sehr stark davon ab, ob man mehr über die Nürnberger Gesetze, die NS-Verordnungen und über die Beschlüsse der Wannsee-Konferenz weiß. 

Die Kenntnisgrundlagen hierzu werden im Curriculum unter der Rubrik „Fakten und Gesellschaftshintergrund“ (obere Themen-Leiste) aber auch in den themenspezifischen Curriculum-Kapiteln mit zur Verfügung gestellt – insbesondere unter Punkt I. A.3 Die Nachwirkungen bei Kindern/ Enkeln mit nur einem jüdischen (Groß-)Elternteil
Hier wird in die Problematik dieser Familien eingeführt. Danach folgen die über diese Familien bereits vorhandenen Erkenntnisse aus Gestalttherapie und Psychoanalyse und ein Einstieg in die Forschungsfragen, z.B. die der hier besonders schwierigen Identitätsfindung, wofür auch nochmals das für alle Entwicklungen ab 1942 für diese Familien so entscheidende Wannseeprotokoll und ein Zeitstrahlraster der NS-Realitätsentwicklung aufrufbar wird.