Einleitungsteil für beide Teile I. und II.
In Teil I.dieses Webseiten-Curriculums geht es um die Folgen von NS, Verfolgung, Shoa und Vernichtungskrieg und deren transgenerationelles Weiterwirken in den Familien. Hierzu wird ein breites Spektrum potenziell symptom-relevanter Phänomene sichtbar, die ihren Ursprung in den während der NS-Diktatur gemachten und nach 45 oftmals massiv weggedrängten Erfahrungen der (Ur-/ Groß-)Elterngeneration haben und sich bei ihren (Ur-)Enkeln und Kindern immer noch auswirken.
Wie dies geschieht und welche Rolle das Schweigen über das „was und wie es wirklich war“ hierfür spielt, arbeiten die Beiträge aus Sicht der Psychoanalyse und der Gestalttherapie heraus. Um hierbei den theoretischen und konzeptionellen Unterschieden Rechnung zu tragen, bleiben die Beiträge nach Fokus und Schulen-Zugehörigkeit geordnet. Der professionellen und persönlichen Annäherung an das Themenspektrum dienen unterschiedlichste Wege.
I.A. Beiträge für ein Gestalttherapie-Curriculum zum transgenerationellen Weiterwirken von NS und Shoa in den Familien
- Lehrmaterialen, Anregungen, Theorie-Inputs, Exzerpte für Workshops/Seminare
- Bisher veröffentlichte Buch-/Zeitschriftenbeiträge
- Die Nachwirkungen bei Kindern/ Enkeln mit nur einem jüdischen (Groß-)Elternteil
- Die Nachwirkungen der Kriegstraumata
- Theoretische Beiträge zur zeitgeschichtlichen GT-Weiterentwicklung
- Sozialisationshistorische und sozialpsychologische Erkenntnis-Zugänge
- Die Tradierungskette unterbrechen
- Bewusstwerdungsprojekte
I. B. Schritte, um das Thema persönlich zu erschließen
- Internet-Portale
- Biografische Romane und Berichte
- Museen
I.C. Hintergrunderschließung
- Sozialpsychologische Zugänge
- Gesellschaftspolitische Sachbuch-Zugänge
Im II. Teil des Curriculums geht es darum, die Tradierung von Weiterwirkphänomenen im eigenen professionellen Feld zu erkennen und ausreichend ernst zu nehmen, dass es sich im Kontext von Psychotherapie und Spiritualität stets um einen in die persönlichsten Tiefen reichenden Sozialisationsraum handelt.
Um hier Weiterwirken und Tradierung angemessen zu beleuchten, wird dem Curriculum eine dreibändige Studie (K. Daecke 2006/ 2007 ) beigefügt, die mehrperspektivisch untersucht, wie das, was familiär weiterwirkt, immer wieder auf dem ganzheitlichen Psychomarkt esoterisch-spirituell/ transpersonal psychologisch überhöht und so strukturell tradiert wird und wie sich das, was davon bearbeitet gehört, darüber weiter verfestigen oder ganz aus dem psychotherapeutischen Fokus fallen kann (mehr Infos...)
Die Projekte werden diesbezüglich gesichtet und im Spannungsfeld zwischen den Polen – freilassendes Feld – mit respektierender, zugewandter Spiritualität – einschließendes Feld – mit programmatisch auf die Erschaffung des Neuen Menschen zielender Spiritualität zu bewerten versucht. Hierfür sind auch philosophisch-ethische Strukturperspektiven und der an der Polarität Binden - Lösen (GT-Bezugnahme auf Lewin) festgemachte und für den Tradierungsbezug so notwendige Felddifferenzierungsansatzmaßgebend.
Diese (wie auch noch andere) Forschungsperspektiven der Studie gehen von GT-Basics aus und sind wegen des NS-Zivilisations-/ Wertebruchs als Tradierungs-Hintergrund auf ethisch-wissenschaftlichen Kontinuum-Erhalt (Flitner) und Verlebendigung von Menschenrechten ausgerichtet. Beides macht sie auch für eine GT-Forschung im transgenerationellen Weiterwirkfeld von NS und Shoa wertvoll
Mehr Info: Die Polarität Binden – Lösen führt der Gestalttherapie (GT) Begründer F. Perls erstmals im Kontextbezug auf Lewins Feldkonzept für sein Vordergrund-Verständnis aus, für das er das Wirken von annehmenden oder abwehrenden Psychodynamiken annimmt, die stets den bedürfnis-orientierten, feld-situativen Wahrnehmungs-Vordergrund bestimmen (Selbst-Feld-Kontext). Dies ist auch für den Dialog zwischen den Generationen über das, was war, wichtig, - auch um dessen Abwehr phänomenologisch zu erfassen etc. Letzteres gilt auch in Bezug auf das phänomenologische Erfassen der Bindungskräfte in den Familienfeldern, deren okkupativ introjektiven oder freilassend annehmenden Wirkungen. Diese feldorientierte Konzeptausrichtung ermöglicht einen Anschluss an neue emotionstheoretische Phänomenologie-Entwicklungen (Fuchs u.a.) und einen Forschungsbezug auf Lewins Feld-Introjektionsverständnis etc.. Diese Konzepte gehen stark in den strukturellen Phänomenologie- und Strukturanalyse-Ansatz der Studie mit ein.
Und da der GT (Perls dtv 1969/1946) und dem Tradierungsthema entsprechend stets Hintergrund-Bezugnahmen auf Kapitalismus und Nationalsozialismus mit eingehen, wurde ein fokus-variabler Felddifferenzierungsansatz entwickelt, der das Ausmaß struktureller Tradierungen aus dem NS-Ideologiebildungsfundus gewichten ließ.
Die genannten Theorie-Elemente und der struktur-holistisch angelegte Teil des Studienansatzes können damit auch für den Familien-Curriculum-Teil und das hier angelegte Forschungsbestreben wertvoll sein, d.h. z.B. im zeitlich-regional/ -national differenzierenden Familienfeld-Hintergrundbezug oder historischen Faktenbezug auf individuelle Familienfelder.
Der Erkenntnisertrag aus der Studie wurde ab 2007 für 10 Jahre im eigenen Feld weiter beobachtet und mittels kollegial zusammengetragener Beiträge zum Thema innerhalb der D-A-CH Gestalt-Community bekannt gemacht. Auch diese Beiträge sind aufrufbar und beleuchten wie schon die Studie alle Folgen/ Tradierungsweisen/ -phänomene felddifferenziert, mehrperspektivisch und strukturorientiert die Polaritäten auslotend
Mehr Info: Hier ist erneut Thema, wie sehr der spirituell-esoterische Selektions-/ Evolutionsglaube aus denselben Quellen schöpft wie die NS-Ideologie und welche Folgen dies – einschließlich des hierbei auch noch wechselnden Ganzheits-Verständnisses - für die emanzipativ aufklärungsorientiert verankerte ganzheitliche Psychotherapie-/ GT-Ausrichtung/ -Entwicklung und für deren Klient*innen und Therapeut* innen hat.