A.3.4 Identitätsfindungsprozesse in Familien mit beiden Seiten - ein Forschungsthema

Beidseits von Auschwitz. Identitäten in Deutschland nach 1945
von Nea Weissberg und Jürgen Müller-Hohagen (Hg.)
In diesem Buch kommen die Identitätsbildungsprozesse von Nachkommen auf Täter- und auf Überlebendenseite zur Sprache, wobei auch die verschiedenen Entwicklungshintergründe in West- und Ostdeutschland mitberücksichtigt werden. Die Autorinnen und Autoren, geboren zwischen 1935 und 1987, mit einer Herkunft aus Deutschland (BRD, West- und Ost-Berlin), der Schweiz, Rumänien, Österreich, Polen und Israel, beschreiben nachdrücklich, wie sie mit diesem Erbe umgehen, um ihre eigene und die historische Wahrheit erkennen und einordnen zu können.

Jüdisch sein zu müssen, ohne es wirklich sein zu können – Ein Identitätsdilemma im Lichte des Holocaust.
von Peter Pogany-Wnendt in: Psychoanalyse. Texte zur Sozialforschung (2012-1/28); Der Autor befasst sich mit den Auswirkungen jüdischer Identität nach dem Holocaust und fragt nach dessen Bedeutung für sich als Nachkomme der 2. Generation, für seinen Identitätsbildungsprozess und seine Familie heute, in der es nur ein jüdischen Elternteil gibt. Der Autor ist Vorsitzender des PAKH und eines seiner Gründungsmitglieder.

Die digitale Sonderausstellung zur NS-Kinder-Euthanasie „Mutti nimm mich mit nach Haus.“ „Jüdische Mischlingskinder“ in der Tötungsanstalt Hadamar 1942 - 1945 bezeugt die Tötung sogenannter „halbjüdischer“ Kinder in Hadamar, deren Eltern durch die NS-Rassengesetze auseinandergerissen worden waren und so unter diesem Vorwand in eine nur zum Schein, d.h. nur auf dem Papier existierende „Kinderabteilung“ gesteckt werden konnten. Darüber hinaus wurden in Hadamar in sog. T4-Aktionen von 1941 bis 1945 fast 15.000 Menschen ermordet. Ihr Schicksal besiegelte eine Identitätszuschreibung von Seiten der Nazis, die nichts mit der Wirklichkeit der Getöteten oder ihrer eigenen Identität zu tun hatte.

Das Wannseekonferenz-Protokoll und seine Bedeutung für die transgenerationelle Forschung und die persönliche Familienrecherche
Ein Beitrag von Karin Daecke (2022) ©, der einen umfassenden Faktenhintergrund für die NS-Zuschreibungen und die damit verbundenen potenziellen Identitätsbrüche und -probleme bietet.

Zur Existenzbedrohung, Verfolgung und Ermordung von Menschen mit jüdischen Wurzeln - Eine Übersicht im Raster der Entwicklung der NS-Diktatur
zusammengetragen von Karin Daecke (2022); Hier wird schwerpunktmäßig auf die Situation von Menschen mit jüdischen Wurzeln geblickt. Mitbetroffen waren genauso auch die politischen Gegner, die Sinti und Roma, Obdachlose, die Opfer der Ausmerze-Politik wie z.B. Behinderte und psychisch Kranke sowie Homosexuelle etc.. Auf diese Gruppen sollte nochmals gesondert hinsichtlich der Verschärfung ihrer existenziellen Bedrohung geblickt werden. Dies wird in diesem Beitrag nicht geleistet.