B.3.1.5 Zusammenfassung

Der in Band 3 der Studie "Moderne Erziehung zur Hörigkeit? (...)" erarbeitete Feldbegriff, Feldbezug ist strukturell-phänomenologisch sowie untersuchungsgegenstandsverankert und deshalb wie folgt angelegt:

  1. auf mikro- und makrosozialer Ebene im Vierfelderansatz (Spannungsbogen: Individuum - Gesellschaft),
  2. vor dem gegenwarts- und zeitgeschichtlichem Gesellschaftshintergrund vordergrund-hintergrundbezogen (Prinzip der Interdisziplinärität und Mehrperspektivität im strukturell-phänomenologischen Zeitfenster),
  3. sozialisationshistorisch und zeitgeschichtlich transgenerationell tradierungsbezogen und damit auf makro- und mikrosozialer Ebene hintergrundfokussiert angelegt,
  4. auf tradierungsrelevante Strukturfaktoren verweisend (hermeneutisch-pragmatische Sichtungsverweise),
  5. ethisch-wissenschaftlich standpunktbezogen (und deshalb im psychologischen Schulenkontext etc. vom irrationalistischen bzw. evolutionstischen Wissenschaftsentwicklungsfeld klar abgegrenzt),
  6. strukturanalytisch differenzierungsorientiert und feldvergleichend auf fünf Totalitätskriterien bezogen,
  7. mit Hilfe eines strukturell-faschistischen Differenzierungsmodus auf Feldbeziehungsqualitäten bezogen,
  8. grundbestandsorientiert tradierungsbezogen (ideologie-, glaubens-, wissenschafts-, gesellschaftsgeschichtliche Strukturperspektiven),
  9. bedürfnisbezogen bzw. gesellschaftssystemisch interessenbezogen sichtend angelegt,
  10. psychagogisch handlungsbezogen sichtend und hierfür im feldexemplarischen Sozialisationsbezug angelegt,
  11. die Feldpraktiken mikrosozial, d .h mit einer entwicklungspsychologischen Strukturperspektive sichtend,
  12. die Umerziehungspraktiken mikrosozial, d .h mit einer tiefenpsychologischen Strukturperspektive auslotend,
  13. in der transgenerationell tiefenpsychologisch auslotenden Feldstrukturdimension schulenunabhängig und
  14. in Bezug auf Gestalttherapie, Integrative Therapie und Psychoanalyse schulenunabhängig und wegen seiner strukturanalytischen Dimension auch schulenergänzend. Letzteres bezieht sich auf den strukturell-phänomenologischen Grundbestandsbezug auf tiefenpsychologische Phänomene der Narzissmustradierung und der evolutionär-narzisstischen Abwehrausgestaltung.


Dieser auf der Grundlage der Kategorienbildungsparadigmen der "grounded theory" gegenstandsbezogen und strukturell-phänomenologisch (Strauss, Corbin 1991, 1996) definierte Feldbegriff und Felduntersuchungsansatz hat das Potenzial,

  • sowohl die analogen Strukturphänomene in den gesichteten Projektfeldern als auch die strukturellen Unterschiede innerhalb des Felduntersuchungsspektrums in den Untersuchungsfokus zu rücken und
  • dem Gegenstandsbezug der Studie folgend die Frage nach den strukturell-faschistischen Tradierungsphänomenen über mehrperspektivisch differenzierungsorientiert angelegte Feldbezugnahmen strukturanalytisch auszuloten (Band 3, VI. 1., S. 257 - 365, Band 1, S. 12, 46) und ethisch geankert im Gefahrenbezug zu erörtern.

Seine Strukturperspektiven lassen die Feldstrukturphänomene nicht nur bewusstseinsbildungs- und tradierungsorientiert sondern auch bedürfnis-/ interessen- und handlungsorientiert sichten und die These von der strukturell-faschistischen Tradierung in den Projektfeldern des modernen Psychomarkts und der modernen Evolutionsmissionen hinsichtlich der genannten fünf (kategorienbildenden) phänomenologischen Feldstrukturbezugnahmen tiefer ausloten.
Hierzu wird auch die Form der evolutionär-psychologisch und -psychagogisch motivierten Kommunikation als "kommunikatives Handeln" verstanden (Habermas) und dergestalt im Tradierungsstruktursichtungs- und Ethikbezug der Studie erörtert.

Diese Strukturperspektiven konnten vom zeitgeschichtlichen Hintergrundbezug her nur interdisziplinär erschlossen werden und halten den Feldstrukturbezug forschungsoffen. Die darüber entstehende phänomenologische Breite bestimmt die tradierungsorientierte Auslotungstiefe des Felduntersuchungsansatzes und gibt diesem sein mehrperspektivisches Differenzierungspotenzial.
Damit dient der Feldbegriff und Felduntersuchungsansatz der Studie einem interdisziplinär angelegten zeitgeschichtlichen und schulenunabhängig bleibenden Forschungsbezug auf ideologie- und glaubensgeschichtlich beeinflusste Mehrgenerationenfelder bzw. auf sozialisatorische Tradierungs- und Handlungsfelder.Der hierzu entwickelte Strukturperspektiven- und Mehrgenerationenfeldansatz wurde für die Weiterentwicklung der Gestalttherapie in Richtung Psychodynamische Gestaltpsychotherapie mit zeitgeschichtlichem gesellschafts- und rationalwissenschaftlichem Ganzheitlichkeitsbezug (Pearls' Struktureller Holismus) in zwei Vorträgen weiter ausgearbeitet (siehe in Teil I. des Curriculums unter A. 5. Theoretische Beiträge zur zeitgeschichtlichen Weiterentwicklung der GT : Ein Zeitgeschichte und Gesellschaftsentwicklung einbeziehendes Mehrgenerationen-Feldkonzept
Karin Daecke, DVG-Tagung, Berlin, 2011 und Bausteine für eine sozialkritische Gestalt-Therapie mit zeitgeschichtlichem Hintergrundbezug
Karin Daecke, EAGT-Tagungsvortrag, Berlin, 2010)