A.1.2. Auf Lewins Feld- und Gruppenansatz zurückgehende gruppendynamische Erkenntnisse und Anregungen

Für die zur Theorie-/ Praxisvermittlung gehörende Gruppenarbeit wurden nicht nur die von Gestalttherapeut*innen zusammen getragenen Erkenntnisse mit einbezogen, sondern auch einige auf Lewins Feld- und Gruppenansatz basierende gruppendynamische Einsichten und Anregungen aus dem Kontext der Systemischen Therapie.

Denn Lewins Feldkonzept ist nicht nur für die Gestalttherapie und ihr Introjektionsverständnis wichtig, sondern ermöglicht auch einen phänomenologischen Feldforschungsanschluss an Thomas Fuchs emotionstheoretischen Phänomenologieansatz (vgl. Teil 5. Florian Schmidsberger), der Gefühle ähnlich wahrnimmt wie die GT.

Auch hilft uns Lewins Feldverständnis in der GT konzeptionell nachzuvollziehen, was die Psychoanalyse unter Okkupation und Intrusion (Moré 2013, 25ff - Teil 2.) versteht, zumal sie beides zu den wirksamsten transgenerationellen NS-/ Shoa-Weiterwirkprozessen in den Familien zählt (ebenda).

Hier bedacht anzuschließen macht uns der relationale Psychoanalyseansatz leicht, der auf die Psychologie der zwischenmenschlichen Beziehungen des interpersonalen Psychiaters, Sozialpsychologen und Mitbegründer der Neopsychoanalyse H. St. Sullivan zurück geht. Dieser sah menschliches Verhalten nicht mehr als isoliertes Einzelereignis an, sondern als Ergebnis komplexer Prozesse, die sich als Interaktion verschiedenster Kräfte innerhalb eines auch kulturell beeinflussten Wirkungsfeldes entwickeln, wobei er diese für die Bildung und Ausgestaltung des Unbewussten am Werk sah, - als sich wiederholende Muster auch als persönlichkeitsbildende Kräfte.

Diese Nähe zu GT-Basics und ihrer Theoriebildungstradition, lädt uns Gestalttherapeut*innen dazu ein, auch die zahlreichen Erkenntnisse der relationalen Psychoanalyse über das transgenerationelle Weiterwirken auf phänomenologischer Ebene wahrzunehmen und im Rückbezug auf Lewins Feldkonzept für unsere Gruppenarbeit mit einzubeziehen.  Mehr Info...

 

Workshop-Praxisanregung: "Gruppenverstehen und Einfluss nehmen. Ein Lern-, Handlungs- und Erlebnisraum"

von Frank Stähler. In: Stähler, F., & Stützle-Hebel, M. (Hrsg.). (2018). Demokratie machen. Gruppendynamische Impulse. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme (65 - 75). Hier geht es nicht nur um den konzeptionellen Zusammenhang zwischen Demokratie- und Gruppendynamikprozessen und deren Fundierung sondern auch um den Umgang mit der Überlagerung thematischer Klärungsprozesse durch die, in denen es um das Verhandeln der Macht durch die Lauten und die Ohnmacht der Stilleren geht, um die Bedürfnisklärungen, die auftretenden Konfliktvermeidungsstrategien und Genderthematiken etc.

 

Workshop-Praxisanregung: "Eine Mauer des Schweigens und der Umgang damit. Gruppendynamische Interventionen im Umgang mit einer interkulturellen Großgruppe"

von Asiye Balikҁı-Schmidt. In: Stähler, F., & Stützle-Hebel, M. (Hrsg.). (2018). Demokratie machen. Gruppendynamische Impulse. Heidelberg: Carl-Auer-Systeme (115 - 120) In diesem Beitrag geht es beispielhaft um den Umgang mit kulturell gesellschaftlich bzw. politisch aufgeladenen Tabuthemen, die das Potenzial haben, den Gruppenprozess zu blockieren. Was hierzu aufgezeigt wird, eignet sich auch für die möglicherweise im Gruppenprozess auftretenden Blockaden rund ums transgenerationelle Weiterwirkthema.