A.2.2 Ein Input aus der Gestalttherapie

Holocaust, Trauma und transgenerationale Weitergabe
Dieser Artikel von Amelie Mödlinger (zuerst veröffentlicht in GESTALTTHERAPIE 2022/Heft 1, 36. Jahrgang, S. 3 - 24) beleuchtet die theoretischen Aspekte von Trauma, Traumafolgestörungen und transgenerationaler Weitergabe der Traumata von Opfern des Nationalsozialismus. Die Autorin berichtet in persönlichen Passagen über ihren Vater, der den Holocaust überlebte, sowie über ihre Erfahrungen des transgenerationellen Weiterwirkens in ihrer Familie.

Das Heil der Konfrontation. Die Nachwirkungen der Täter des Nationalsozia­lis­mus auf die dritte Generation aus dem Blickwinkel der Gestalttherapie
Nina Diesenberger Mag.  (ehemals Hölzl), 2009, Abschlussarbeit. In dieser Arbeit werden die transgenerationellen Folgen der NS-Diktatur für die Enkel-Genera­tion benannt und im Hinblick auf die Lücken und Brüche im Familiengedächtnis reflektiert. Hierfür setzt sich die Autorin auch nochmals mit zentralen Begriffen der Gestalttherapie auseinander und ermutigt die Leser*innen beispielhaft zu einer eigenen Familienrecherche.

Nachdenken über Nachkommen der Täter(innen) und Mitläufer(innen) im Nationalsozialismus
Dieser Beitrag von Hilde Heindl (in Gestalttherapie 2006, 20/2, S. 74 - 87) verdeutlicht mit seinen zahlreichen Praxisbeispielen, was bereits in den Theorie-Inputs (GT-Workshop-Fundus II., III. IV.) zur Übersicht gebracht und begrifflich erörtert wurde. Er beschreibt auch die uns Nachgeborenen der 2. Generationen so "normal" erscheinenden emotionalen Folgen gut nachvollziehbar.

Gestalttherapie und Geschichte. Brüche in der deutschen Erzähltradition.
Kirsten Roessler (1996), Doktorarbeit im Fachbereich Psychologie der Universität Bremen Diese Arbeit setzt sich interdisziplinär mit der Abwehr gegenüber der Bewusstwerdung der NS-Vergangenheit und mit der hierzu gehörenden Derealisation von Schuld bis in die nachfolgenden Generationen auseinander. Sie bringt die Möglichkeiten zur Bearbeitung, Thematisierung von all dem in der Therapie in den Überblick und vergleicht die hierfür benötigten konzeptionellen Zugänge in Psychoanalyse, Humanistischer Psychologie und Gestalttherapie.

Exzerpt von DAS KOLLEKTIVE SCHWEIGEN. Nationalsozialistische Vergangenheit und gebrochene Identität in der Psychotherapie - von Barbara Heimannsberg und Christoph J. Schmidt (Hrsg. 1992)
Aus dieser ersten GT-Veröffentlichung zum Thema werden die schulenübergreifend zusammengetragenen, symptomrelevanten Weiterwirkphänomene aus der NS-Vergangenheit - mit den hierfür benannten sozialisationshistorischen Hintergrundfakten - zur Übersicht gebracht. Dies gilt auch für die zentralen Aussagen über ein auf Weiterwirkphänomene bezogenes psychotherapeutischen Arbeiten. 
Dies oll nicht davon abhalten, die Beiträge von B. Heimannsberg, Chr. Schmidt, I. Anhalt, A. Massing, I. Wielpütz, W. Behrendt, W. Bornebusch, G. von Schlippe, H. Salm, R. Picker, M. Hecker, S. Chamberlain, und D. Bar-On u.a. selbst zu lesen. Das Buch von Barbara Heimannsberg und Christoph J. Schmidt (Hrsg. 1992, erweiterte Ausgabe, EHP, Köln) ist noch beim Verlag erhältlich.